Samstag, 19. November 2011

Besuch aus Österreich, Tourist spielen, Uppsala

Am Mittwoch dem 26.10. habe ich mich zur Mittagszeit auf den Weg zum Flughafen gemacht um Michael abzuholen, der die kommenden 5 Tage bei mir verbracht hat. Diese Zeit habe auch ich genutzt um Stockholm und Umgebung besser kennen zu lernen, nachdem ich das bisher eher vernachlässigt habe. Daher habe ich mir einfach Uniauszeit genommen, was nach den letzten Wochen auch dringend nötig war :)

Am Mittwochabend wurden Pläne geschmiedet für die kommenden Tage und am Donnerstag sind wir aus studentischer Sicht frühmorgens aufgestanden - also um ca halb neun ;-) Wir fuhren nach Stockholm und fingen mit unserer Erkundungstour an. Dieser Tag hat für mich nicht so viel Neues geboten, aber ich hoffe, dass ich mich als Stadtguide einigermaßen bewährt habe. Wir besuchten zuerst das Rathaus auf der Insel Kungsholmen und spazierten dann über den Sergels torg und die Drottninggatan über die Miniinsel Helgeansholmen (hier befindet sich außer dem Reichstagsgebäude nichts) nach Gamla Stan. Doch bevor wir uns der Altstadt widmeten, erkundeten wir noch die Insel Riddarholmen mit ihren unglaublichen zwei Einwohnern ;-) Leider war die königliche Begräbniskirche geschlossen. In Gamla Stan liefen wir kreuz und quer durch die Gassen und auf der Suche nach einem Restaurant und Sehenswürdigkeiten, haben wir die meisten mehr als ein Mal passiert. Wir landeten schließlich in einem Irish Pub, wo wir uns Fish & Chips gönnten. Leider hatten wir auch auf dieser Insel kein Glück. In der Stora kyrk war ein Begräbnis, die deutsche Kirche war geschlossen obwohl wir während der Öffnungszeiten dort waren und der Zutritt zum königlichen Schloss wurde uns wegen einer Veranstaltung auch verwehrt.
Wir spazierten über Slussen (= Schleuße, dort wo der See Mälaren mit der Ostsee verbunden wird) zum Katarinahiss. Das ist eine Aussichtsplattform, die man mit einem Lift erreichen kann. Wir haben uns für die sportliche Variante entschieden und haben die rund 35 Meter zu Fuß bewältigt. Oben angekommen hat man einen schönen Blick auf Stockholm. Wir spazierten dann noch auf der Insel Södermalm herum. Eigentlich wollten wir einen Weg finden, von dem man, laut Reiseführer, eine gute Aussicht auf Stockholm hat, der aber leider ziemlich versteckt ist und nicht auf der Karte eingezeichnet ist und der Reiseführer hat uns leider auch verschwiegen, wie wir ihn finden können. Für mich war es Zeit auf die KTH zu fahren und ich ließ Michael mit den vielen Inseln, einer Karte und einem Schlüssel fürs Zimmer allein zurück. Wie erwartet hat er sich auch ohne mich gut zurecht gefunden und kam kurz vor mir nachhause.

ein Runenstein aus dem 11. Jahrhundert in Gamla Stan (seit dem 17. Jahrhundert schützt ein Kanonenrohr den Stein vor Holzkarren)

Ausblick vom Katarinahiss auf Gamla Stan und Riddarholmen


Am Donnerstag stand um 10 eine Bootstour mit dem Namen "Under the bridges" am Programm. Die Fahrt dauerte fast zwei Stunden und über Kopfhörer bekam man Informationen zu dem, was man gerade sieht. Wir bestiegen das Boot beim Kungsträdgården und los ging die Fahrt vorbei an vielen Inseln (Skeppsholmen, Kastellholmen, Gamla stan, Riddarholmen, Kungsholmen, Nordseite von Södermalm, Långholmen, Südseite von Södermalm, Djurgården, ...) und Sehenswürdigkeiten, mit zwei Mal schleusen und unter insgesamt 15 Brücken hindurch. Dann war es für mich auch schon wieder Zeit zur Uni zu fahren. Michael hat sich in der Zwischenzeit das Vasa-Museum (ein Muss für jeden Stockholmbesucher) angesehen. Um 16 Uhr haben wir uns dann auf Djurgården wieder getroffen. Diese Insel wird auch als die grüne Lunge Stockholms bezeichnet und war das frühere Jagdgebiet des Königs. Heute stehen nur wenige (alte) Häuser auf dieser Insel, weil ein Baustopp verfügt wurde. Außerdem befindet sich hier unteranderem das Vasa-Museum und Skansen (Freilichtmuseum von dem ich schon einmal berichtet habe). Wir gingen spazieren und genossen die Natur und die Ruhe. Wir sind beim Rosendals slott vorbeigekommen. Hierbei handelt es sich um eines von zehn Schlössern, die im Besitz der Königsfamilie sind. Leider kann man die Einrichtung aus den 1820/30er Jahren nur im Sommer besichtigen. Mit der Straßenbahn ging es nach ca. einer Stunde wieder zurück ins Zentrum, wo wir uns in Gamla stan auf Souvenierjagd machten und blöderweise bei einer Konditorei vorbeikamen, an der wir einfach nicht vorbei gehen konnten. Hier gönnte ich mir ein choklad bullar (ein Kakaobällchen, dass in der Mitte die Konsistenz von Mousse au Chocolat hat und in meinem Fall noch in Nüssen gewälzt war) und "Sir" Michael (Anrede von der Verkäuferin) einen Schoko-Käsekuchen.

das Vasamuseum vom Schiff aus gesehen (davor liegt ein Leuchtturmschiff)


Am Samstag zeigte sich wieder einmal die Sonne und wir nutzten den wunderschönen Tag um im Nationalpark Tyresta wandern zu gehen. Nach einer einstündigen Fahrt (während der ich einige bekannte Gesichter von der KTH sah, die das selbe Ziel hatten) kamen wir im Dorf Tyresta by an. Wir sahen uns auf einer Tafel die möglichen Wanderrouten an und beschlossen eine etwas längere Wanderung zu wählen - vorbei an 3 Seen und durch ein Gebiet, dass 1999 abgebrannt ist. Wir schätzten die Dauer der Wanderung auf 5-6 Stunden ein. Voller Tatendrang marschierten wir los. Wir waren etwas verwundert, dass außer uns auf diesem Weg niemand unterwegs ist, da der Bus doch recht voll war. Und irgendwie war auch der Wald nicht so unberührt, wie es für einen Nationalpark üblich wäre. Nachdem wir bei zusammengeschnittenem Holz und sogar abgelagertem Müll am Wegesrand vorbeikamen und schließlich auch noch eine Straße unseren Weg kreuzte, waren wir uns jetzt sicher, dass hier etwas nicht stimmt. Deshalb machten wir kehrt und gingen zurück zu unserem Ausgangspunkt in Tyresta by. Nachdem wir dort angekommen waren und die Karte noch einmal studiert haben, haben wir festgestellt, dass wir nie den Nationalpark betreten haben, sondern nur im Naturreservat, welches den Park einschließt, unterwegs waren. Nach dieser Erkenntnis war es einmal Zeit für eine kleine Stärkung und um halb eins wagten wir einen neuen Versuch. Schnellen Schrittes ging es über Stock und Stein vorbei an riesigen Ameishaufen, Schwammerln und moorigen Gebieten. Nach ca 1,5 Stunden kamen wir zu dem ersten Höhepunkt unserer Wanderung - dem 450 ha großem, abgebrannten Gebiet. Wir suchten uns einen umgestürten Baum zum Sitzen und verspeisten unsere Jause. Wir wollten nicht zu lange Pause machen, weil der letzte Bus um 17.50 von Tyresta by wegfährt und wir den unbedingt erwischen mussten. Auch wenn der Brand schon über 10 Jahre her ist, und es schon wieder ein paar kleine Bäume nachkommen, war der Marsch durch dieses Gebiet doch etwas deprimierend. Wir überholten eine Gruppe Asiaten, die bei jedem Baumstumpf stehen blieben um ein Foto zu machen. Den ersten von drei Seen bekamen wir nach ca. 1 Stunde zu sehen. Aufgrund des Zeitdrucks beschlossen wir, den See nicht zu umrunden sondern gaben uns damit zufrieden nur ein Stück entlang des Sees zu gehen. Wir mussten ein zweites Mal das Brandgebiet durchqueren bevor wir den zweiten See erreichten. Mit Blick auf die Uhr und die fotografierte Karte, stellten wir fest, dass wir gut in der Zeit lagen und den letzten Bus locker erwischen sollten. Entlang am zweiten See ging es weiter. Nachdem die Zeit schon etwas fortgeschritten war, wurden die Steine und Wurzeln schon rutschig und unsere Beine müde. Keine gute Kombination, aber auch wenn wir (oder zumindest ich) stolperten, strauchelten und rutschten, wir blieben immer auf unseren Füßen. Um ca. halb fünf erreichten wir den Kinderwagenweg, den ich schon von meinem ersten Besuch in dem Nationalpark kannte und der zum Glück breit und eben ist. Als es dann schon zu dämmern begann, um ca. 17.15, erreichten wir etwas erschöpft Tyresta by und warteten in einer geheizten Hütte auf den Bus. Als dann der Bus los fuhr, waren die Asiaten, die wir beim ersten See endgültig abgehängt hatten, nicht dabei. Hoffentlich haben sie noch vor der Dunkelheit wieder aus dem Wald gefunden. Zumindest hätte ich nichts von verschwundenen Asiaten im Nationalpark gelesen oder gehört ;-)

das abgebrannte Gebiet, welches es zu durchwandern galt

See Nummer 1

See Nummer 2

Am Sonntag stand ein Ausflug nach Uppsala an. Wir fuhren 40 Minuten mit dem Zug. Um halb elf kamen wir an und wurden von einem grauen Uppsala empfangen. Bei gefühlten 10 Grad weniger als in Stockholm marschierten wir los. Man merkt sofort, dass Uppsala eine Studentenstadt ist. Es gibt unzählige Fahrräder und Fahrradständer säumen die Straßen links und rechts.Zuerst wollten wir den Dom, die größte Kirche Skandinaviens, besichtigen. Als wir ankamen begann gerade die Messe und wir beschlossen später noch einmal vorbeizukommen. Wie sich herausstellte, war es nicht die beste Idee am Sonntag nach Uppsala zu fahren, weil so ziemlich alles geschlossen hatte. Wir spazierten noch durch die Stadt und kamen unteranderem am Hauptgebäude der Universität und der berühmten Universitätsbibliothek vorbei (natürlich alles verschlossen). Unser nächstes Ziel war das Schloss, welches sich auf einem Hügel befindet. Außer seinem rosafarbigen Anstrich gab es von außen nicht viel her. Da wir beide schon Hunger hatten, gingen wir wieder zurück in die Stadt und zur Saluhallen (einer Markthalle), wo außer einem kleinen Restaurant leider nichts offen hatte. (Ich glaube, ich bin schon zu verwöhnt von Stockholm. Hier haben neben vielen Lebensmittelgeschäften auch ganz normale Geschäfte wie H&M am Sonntag offen). Wir aßen ein Stück Lasagne bzw Moussaka und versuchten noch einmal unser Glück beim Dom. Hier sind einige wichtige Personen begraben (zum Beispiel König Gustav Wasa und Carl von Linné) und es gibt daher links und rechts  Kapellen mit Schreinen. Der Dom war ziemlich beeindruckend. Danach gingen wir auch noch zur Dreifaltigkeitskirche, die sich gleich gegenüber befindet. Sie wurde zum ersten Mal 1221 erwähnt und ist im Vergleich zum Dom winzig, aber trotzdem sehenswert, besonders die Deckenmalereien. Hier wurde für Kinder ein Bereich zum Spielen eingerichtet, genauso wie im Dom, wo sie eine eigene Kapelle bekamen.
Wir sind anschließend noch durch die Stadt geschlendert und haben überlegt, was wir die nächsten 3 Stunden, bis unser Zug fährt, unternehmen wollen. Wir beschlossen uns ein nettes Cafè zu suchen und den Tag dort gemütlich ausklingen zu lassen. Das Wetter war ja perfekt dafür (grau und feucht) und nachdem in der Nacht Zeitumstellung war, wurde es auch schon früh finster. Wir landeten in einem hübschen Cafè am Ufer des Fyrisån. Von meinem Platz aus konnte ich auf den Dom sehen ;-) Michael hat sich einen Heidelbeerkuchen mit Vanillesoße gegönnt und ich einen extrem dunklen (= schokoladigen) Brownie mit Vanilleeis und einen Kakao. Es war zwar nicht billig (umgerechnet habe ich ca 9 Euro bezahlt) aber verdammt lecker und ich musste dank dem Brownie nichts mehr Essen bis zum nächsten Tag.

Uppsalas Dom

Uppsalas Universität

Uppsalas Schloss

Blick vom Schloss auf Uppsala

ein Baum im Herbstkleid

Gustav Wasas Schrein im Dom

interessante Fahrradabstellmöglichkeit im Fyrisån (Fluss durch Uppsala)

Brownie :)

Am Montagvormittag hieß es dann für Michael auch schon wieder packen und die Heimreise antreten. Ich möchte mich noch einmal für die nette Gesellschaft und gute Unterhaltung bedanken (und natürlich für die Mitbringsel aus Österreich)! :)

1 Kommentar:

  1. Bedanke mich auch für die Gastfreundschaft und die nette Gesellschaft. Und als Stadtguide hast dich ziemlich gut bewährt... :)

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