Donnerstag, 12. Januar 2012

Kiruna

Am 19. Dezember hatte ich am Nachmittag meine letzte Prüfung. Nachdem ich abgegeben hatte, traf ich mich mit Christoph, der vom Flughafen kam, in der Centralstation in Stockholm. Wir fuhren gemeinsam nach Flemingsberg wo ich meinen Koffer mit dem warmen Gewand vollpackte (unter anderem Schiunterwäsche). Am Abend fuhren wir wieder nach T-Centralen, wo wir auf den Zug warteten, der uns nach Kiruna bringen sollte. Mit 20 Minuten Verspätung ging es dann in einem Liegeabteil für 6 Personen los. Über Nacht häufte sich die Verspätung auf zwei Stunden an. Zum Glück wartete unser Anschlusszug in Boden auf uns und nach 18 Stunden Fahrt kamen wir gegen 15.30 in Kiruna an. Auch wenn die Zugfahrt lange und irgendwie anstrengend war, möchte ich sie nicht missen. Die Landschaft und auch, dass wir einige Rentiere entlang der Strecke sahen, hat einiges wieder wett gemacht.
In Kiruna empfing uns viel Schnee und Finsternis, aber die Kälte hielt sich mit geschätzten -5 Grad in Grenzen, sodass wir den ca. ein Kilometer langen Weg zu unserer Unterkunft ohne Probleme zu Fuß zurücklegen konnten.
unser Schlafabteil (für sechs Personen)


in so einem Haus war auch unsere Wohnung. Im Hintergrund ist die Mine mit einem beleuchteten Christbaum oben drauf.


Am nächsten Tag stand eine Snowmobiltour zum Icehotel am Plan. Wir wurden um 9 Uhr abgeholt und zum "Basislager" gebracht. Dort wurden wir mit einem warmen Overall, Stiefeln und Helm ausgestattet. Christoph und ich hatten Glück und bekamen nicht das für uns vorgesehen Snowmobile (welches relativ alt und lahm wirkte) sondern jenes des Veranstalters, weil dieser das Snowmobile für eine Frau mit ihrem Kind lenkte. Ich übernahm die erste Etappe und wir fuhren durch den winterlichen Wald und auf einem zugefrorenen Fluss (hier konnte man so richtig Gas geben, weil es nur gerade aus ging und keine Gefahr bestand gegen einen Baum zu prallen). Meine Höchstgeschwindigkeit betrug 80 km/h. Um 12 Uhr erreichten wir das Icehotel und konnten uns noch schnell ein Ticket kaufen bevor die Führung los ging. Das ganze Hotel besteht nur aus Eis und Schnee. Leider war die Bauphase noch nicht abgeschlossen. Schuld daran ist der unglaublich warme Winter, der auch vor dem hohen Norden nicht halt gemacht hat. Wir konnten uns aber trotzdem schon einige Zimmer ansehen und die Icebar.  Anschließend gab es dann noch Essen, unter anderem Rentierfleisch. Um ca 14 Uhr machten wir uns bereit für den Rückweg. Diesmal war Christoph dran das Snowmobil zu lenken. Wir machten noch kurz einen Abstecher zur Jukkasjärvi Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Durch dieses Gebiet zogen früher die Lappen mit ihren Rentierherden durch.
Da an diesem Tag die längste Nacht war, war es zu diesem Zeitpunkt schon dunkel. Die Sonne geht zu dieser Jahreszeit sowieso nicht auf, aber es ist zwischen 9.30 und 14.00 zumindest dämmrig und man kann erahnen wo die Sonne aufgehen sollte.
Am Abend besichtigten wir dann Kiruna. In dieser Stadt befindet sich die größte Eisenerzmine der Welt. Leider hatten wir keine Zeit diese zu besichtigen (war für den Ankunftstag geplant, aber aufgrund der Verspätung nicht durchführbar). Diese Mine ist der Grund, dass in den nächsten Jahren ein Teil der Stadt übersiedelt werden muss.

Christoph und ich im verschneiten Wald

der Fluss zur Mittagszeit


eines der Betten

"Wohnzimmer"
den Pinguin war auch in einem der Zimmer

Gläser aus Eis in der Icebar


Am 22. Dezember stand die nächste Tour am Programm. Dieses Mal entschieden wir uns für einen entschleunigten Weg die Natur Kirunas zu genießen - nämlich mit einem Hundeschlitten. Um 10 Uhr wurden wir abgeholt und fuhren zum Ausgangspunkt außerhalb der Stadt. Dort bekamen wir wieder warme Kleidung und eine Einschulung wie man mit dem Schlitten fährt. Im Grunde ist es ganz einfach: man steht hinten mit jeweils einem Fuß auf einer Kuve am Schlitten oben und hält sich mit mindestens einer Hand am Schlitten fest. Es gibt drei verschiedene Bremsen: die Bremse mit der geringsten Auswirkung ist ein Brett zwischen den Kuven auf welches man einfach draufsteigen kann. Wenn man will, dass die Hunde stehen bleiben, gibt es auch noch eine Bremse aus Metall mit Zacken unten drauf (ich musste immer mein ganzes Gewicht darauf verlagern, damit sich die Bremse ins Eis bohrte und die Hunde stehen blieben). Die dritte Bremse wird nur verwendet, wenn man länger wo stehen bleiben will - der sogenannte Handanker. Die Hunde kann man sich als Motor vorstellen, welcher immer läuft. Wir haben beim Anspannen der Hunde geholfen. Jeder bekam vier Alaskan Huskies (keine reinrassigen Huskies so wie wir sie als Haustiere kennen, dafür aber stärker). Man hat nicht das Gefühl, dass man die Hunde ausnutzt. Wenn sie angespannt werden, fangen sie vor lauter Freude an zu bellen und zu springen und auch schon zu ziehen. Man muss ihnen nicht klar machen, dass man jetzt gerne los fahren will, sondern einfach nur von der Bremse weggehen und dann gehts auch schon los. Durch verschneite Wälder ging es wieder zu dem Fluss, den wir auch am Vortag schon überquert haben, und weiter zu einer Hütte. Dort gab es dann Suppe, Brot und warme Getränke. Elektrizität gab es dort keine. Die Suppe wurde mit Hilfe eines Holzofens gekocht, Licht spendeten Kerzen und bei -20 Grad versucht man den Aufenthalt am Plumpsklo so kurz wie möglich zu halten ;-) Nach dieser Pause ging es auch schon wieder zurück. Insgesamt waren wir ca. zwei Stunden mit den Schlitten unterwegs. Es gibt nur zwei Dinge auf die man sich konzentrieren muss: in der Kurve das Gewicht so verlagern, dass man nicht umkippt und die eigenen Hunde davon abhalten, den Schlitten vor einem zu überholen. Zurück am Ausgangspunkt halfen wir die Tiere abzuspannen und zu ihren Hütten zu bringen. Für alle die sich jetzt fragen wie man den Hunden sagt wohin sie eigentlich laufen sollen: der erste Schlitten hat einen Leithund eingespannt. Dieser kennt die Begriffe für links und rechts. Alle anderen Hunde laufen einfach nach :-)

meine Hunde mit dem Schlitten


Am nächsten Tag hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen von Kiruna. Wir gingen noch einmal in die Stadt um uns die Kirche anzusehen, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut wurde und dann fuhren wir mit dem Bus zum Flughafen. Der Flughafen ist natürlich sehr winzig. Es gab Schneelandebahnen, aber die Piloten dürften daran gewöhnt sein und am Nachmittag kamen wir in Stockholm an, wo wir die nächsten Tage verbringen werden.

Kirunas Kirche

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